Finanzlage

  • Deutlicher Anstieg des Free Cashflows aufgrund von Verbesserungen im TNWC
  • Nettoverschuldung weiter auf niedrigem Niveau
  • Fokus der Investitionen auf eigenem Storenetzwerk und IT-Infrastruktur

Grundsätze und Ziele des Finanzmanagements

Das konzernweite Finanzmanagement wird zentral durch die Konzern-Treasury-Abteilung gesteuert. Zu den übergeordneten Zielen gehören die Sicherung der finanziellen Flexibilität und Stabilität, die Sicherung der konzernweiten Zahlungsfähigkeit sowie die Steuerung finanzieller Risiken. Dabei umfasst das konzernweite Finanzmanagement neben der Konzernfinanzierung das Cash- und Liquiditätsmanagement, das Management von Marktpreisrisiken sowie das Management von Kontrahentenrisiken. Konzernweit gültige Treasury-Grundsätze regeln dabei sämtliche treasuryrelevanten Sachverhalte wie etwa die Genehmigung von Bankbeziehungen, den Umgang mit Finanzierungsvereinbarungen, das Liquiditäts- und Anlagemanagement sowie das Management von Währungs- und Zinsrisiken.

Bei der Auswahl der Finanzierungsinstrumente im Rahmen der Konzernfinanzierung werden Faktoren wie die Marktkapazität, Finanzierungskosten, Kreditauflagen und Fälligkeiten berücksichtigt. Externe Kredite werden im Rahmen eines „Inhouse-Bank“-Konzepts zentral und hauptsächlich in der Konzernwährung Euro aufgenommen. Der Finanzierungsbedarf der Konzerngesellschaften wird im Wesentlichen über konzerninterne Darlehen in der jeweiligen Landeswährung gedeckt. Dadurch werden Größenvorteile genutzt und Kapitalkosten minimiert. Vereinzelt werden zudem Kreditlinien mit lokalen Banken vereinbart, um rechtlichen, steuerlichen oder sonstigen Rahmenbedingungen Rechnung zu tragen. Die Finanzverbindlichkeiten des Konzerns sind generell unbesichert und gegebenenfalls mit marktüblichen Verpflichtungen verbunden, die quartalsweise überprüft werden.

Die wichtigste Liquiditätsquelle des Konzerns stellen die Mittelzuflüsse aus seiner operativen Geschäftstätigkeit dar. Im Zuge des Cash- und Liquiditätsmanagements optimiert und zentralisiert die Konzern-Treasury-Abteilung diese Zahlungsströme. In der Regel transferieren Konzerngesellschaften überschüssige Liquidität etwa im Rahmen eines Cash-Pooling-Verfahrens an die „Inhouse-Bank“. So können Liquiditätsüberschüsse einzelner Konzerngesellschaften zur Deckung des Finanzierungsbedarfs anderer genutzt werden. Dieser konzerninterne Finanzausgleich reduziert den externen Finanzierungsbedarf und senkt so den Nettozinsaufwand.

Ziel des Managements von Marktpreisrisiken ist es, die Auswirkungen von Zins- und Währungsschwankungen auf den Cashflow zu begrenzen. Der Einsatz von Hedging-Instrumenten, zu denen etwa Devisentermingeschäfte, Devisenswaps oder Zinsswaps gehören, soll den Konzern gegen ungünstige Kursentwicklungen absichern. Risikobericht, Bedeutende finanzielle Risiken

Das Kontrahentenrisiko gegenüber Finanzinstituten entsteht im Wesentlichen bei der Anlage liquider Mittel im Rahmen des Cash- und Liquiditätsmanagements sowie beim Abschluss derivativer Finanzinstrumente im Rahmen des Zins- und Währungsmanagements. Bei Handelsgeschäften achtet der Konzern auf eine möglichst breite Streuung der Volumina sowie darauf, Finanzinstrumente generell nur mit Kontrahenten sehr guter Bonität abzuschließen.

Kapitalstruktur und Finanzierung

HUGO BOSS hat seine finanzielle Flexibilität durch einen revolvierenden Konsortialkredit in Höhe von 450 Mio. EUR bis Oktober 2022 gesichert. Der Konsortialkreditvertrag enthält eine marktübliche Vereinbarung zur Einhaltung der Kennziffer (Covenant) der Finanzierungsstärke, die als Verhältnis von Nettoverschuldung zu operativem Gewinn (EBITDA vor Sondereffekten) definiert ist. Zum Bilanzstichtag befand sich die Kennzahl mit einem Wert von 0,2 weiterhin deutlich unter dem maximal zulässigen Höchstwert (31. Dezember 2018: 0,0). Die ursprünglich im Konsortialkreditvertrag festgelegte Ermittlung und einzuhaltende Höhe der Finanzierungsstärke schließt Auswirkungen etwaiger Änderungen von Bilanzierungsstandards auf die Kennziffer explizit aus. Somit bleibt sie auch von den Auswirkungen des seit 2019 anzuwendenden IFRS 16 auf die Kennzahl EBITDA vor Sondereffekten unberührt. Zum Bilanzstichtag wurde der Konsortialkredit nicht in Anspruch genommen (31. Dezember 2018: Inanspruchnahme in Höhe von 35 Mio. EUR). Konzernanhang, Textziffer 15

Zur weiteren Liquiditätssicherung verfügt der Konzern über bilaterale Kreditlinien im Gesamtvolumen von 227 Mio. EUR (31. Dezember 2018: 217 Mio. EUR), von denen aufgrund günstiger Zinskonditionen zum 31. Dezember 2019 215 Mio. EUR beansprucht wurden (31. Dezember 2018: 134 Mio. EUR). Die darin enthaltenen variabel verzinsten Finanzverbindlichkeiten in Höhe von 115 Mio. EUR (31. Dezember 2018: 138 Mio. EUR) unterliegen größtenteils einer kurzfristigen Zinsbindung. Zum Bilanzstichtag waren 7 Mio. EUR dieser Verbindlichkeiten durch Zinsswaps gegen einen Zinsanstieg gesichert (31. Dezember 2018: 8 Mio. EUR). Risikobericht, Bedeutende finanzielle Risiken, Konzernanhang, Textziffer 20

Neben den ungenutzten Kreditlinien in Höhe von 462 Mio. EUR (31. Dezember 2018: 498 Mio. EUR) verfügte der Konzern zum Bilanzstichtag über 133 Mio. EUR liquide Mittel (31. Dezember 2018: 147 Mio. EUR). Finanzlage, Kapitalflussrechnung

Insgesamt belief sich das Fremdkapital zum Geschäftsjahresende auf 1.887 Mio. EUR. Dies entspricht einem Anteil an der Bilanzsumme von 65 %. Davon entfielen 957 Mio. EUR auf nach IFRS 16 im Jahr 2019 erstmalig bilanzierte kurz- und langfristige Leasingverbindlichkeiten. Diese stehen hauptsächlich im Zusammenhang mit der Anmietung von Einzelhandelsstandorten, Logistik- und Verwaltungsimmobilien. Die kurz- und langfristigen Finanzverbindlichkeiten summierten sich auf 218 Mio. EUR. (31. Dezember 2018: 176 Mio. EUR). Ohne Berücksichtigung des IFRS 16 belief sich das Fremdkapital auf insgesamt 984 Mio. EUR beziehungsweise anteilig auf 49 % (31. Dezember 2018: 878 Mio. EUR beziehungsweise 47 %). Vermögenslage, Konzernanhang, Textziffer 8 und 9

Kapitalflussrechnung

Kapitalflussrechnung (in Mio. EUR)

 

 

2019

 

Auswirkung
IFRS 16

 

2019 ohne
Berück-
sichtigung
des IFRS 16

 

2018

Durch die währungsbereinigte Darstellung der Kapitalflussrechnung lassen sich die Werte nicht aus der Konzernbilanz ableiten. Der betrachtete Finanzmittelbestand entspricht der Bilanzposition „Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente“.

Mittelzufluss aus betrieblicher Geschäftstätigkeit

 

652

 

250

 

402

 

322

Mittelabfluss aus Investitionstätigkeit

 

−195

 

0

 

−195

 

−152

Mittelabfluss aus Finanzierungstätigkeit

 

−472

 

−250

 

−223

 

−139

Veränderung Finanzmittelbestand

 

−14

 

0

 

−14

 

31

Finanzmittelbestand am Anfang der Periode

 

147

 

0

 

147

 

116

Finanzmittelbestand am Ende der Periode

 

133

 

0

 

133

 

147

Der Free Cashflow, der sich aus dem Mittelzufluss aus betrieblicher Tätigkeit und aus dem Mittelabfluss aus Investitionstätigkeit ermittelt, summierte sich im Geschäftsjahr 2019 auf 457 Mio. EUR. Ohne Berücksichtigung der Auswirkungen des IFRS 16 lag der Free Cashflow bei 207 Mio. EUR und damit 22 % über dem Vorjahr (2018: 170 Mio. EUR). Dies ist im Wesentlichen auf Verbesserungen im kurzfristigen operativen Nettovermögen zurückzuführen.

Veränderung des Finanzmittelbestands (Balkendiagramm)

Aufgrund der Erstanwendung des IFRS 16 erhöhte sich der Mittelzufluss aus betrieblicher Tätigkeit im Jahr 2019 deutlich. Auch ohne Berücksichtigung der Auswirkungen des IFRS 16 lag der Mittelzufluss aus betrieblicher Tätigkeit mit 402 Mio. EUR um 25 % über dem Vorjahreswert (2018: 322 Mio. EUR). Hierzu trug insbesondere eine deutliche Reduzierung des Mittelabflusses aus der Veränderung des kurzfristigen operativen Nettovermögens bei. Dabei wirkte sich insbesondere das im Vorjahresvergleich stabile Vorratsvermögen positiv aus. Das geringere operative Ergebnis konnte dadurch mehr als ausgeglichen werden.

Der Mittelabfluss aus Investitionstätigkeit lag mit 195 Mio. EUR um 28 % über dem Vorjahresniveau (2018: 152 Mio. EUR). Dies ist vor allem auf im Vergleich zum Vorjahr höhere Investitionen in Sachanlagen zurückzuführen. Finanzlage, Investitionen

Die Erstanwendung des IFRS 16 führte zu einer signifikanten Erhöhung des Mittelabflusses aus Finanzierungstätigkeit. Auch ohne Berücksichtigung des IFRS 16 lag er mit 223 Mio. EUR deutlich über dem Vorjahreswert (2018: 139 Mio. EUR). Diese Entwicklung ist im Wesentlichen auf eine Tilgung kurz- und langfristiger Finanzverbindlichkeiten im Berichtszeitraum zurückzuführen (2018: Mittelzufluss aus der Aufnahme kurz- und langfristiger Finanzverbindlichkeiten). Der Mittelabfluss in Zusammenhang mit der Dividendenausschüttung lag mit 186 Mio. EUR leicht über dem Niveau des Vorjahres (2018: 183 Mio. EUR).

Nettoverschuldung

Die Nettoverschuldung, die sich als Summe aller Finanz- und Leasingverbindlichkeiten abzüglich des Finanzmittelbestands ergibt, belief sich zum Ende des Geschäftsjahrs 2019 auf 1.040 Mio. EUR. Die Anwendung des IFRS 16 führte aufgrund der erstmaligen Einbeziehung von Leasingverbindlichkeiten im Geschäftsjahr 2019 zu einem deutlichen Anstieg der Nettoverschuldung. Ohne Berücksichtigung des IFRS 16 lag die Kennzahl mit 83 Mio. EUR geringfügig über dem Vorjahr (31. Dezember 2018: 22 Mio. EUR). Dies ist vor allem auf die im Vorjahresvergleich höheren Finanzverbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten zurückzuführen. Letztere stiegen hauptsächlich aufgrund der Übernahme eines Darlehens im Rahmen der vollständigen Anwachsung einer Leasingobjektgesellschaft, bei der HUGO BOSS bislang zusammen mit einer weiteren Partei die gemeinschaftliche Führung ausübte. Vermögenslage, Konzernanhang, Textziffer 8

Investitionen

HUGO BOSS hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 192 Mio. EUR in Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte investiert (2018: 155 Mio. EUR). Das Investitionsvolumen war damit deutlich höher als im Vorjahr. Ausschlaggebend dafür waren vor allem höhere Investitionen in die Modernisierung des eigenen Einzelhandelsnetzwerks sowie selektive Storeeröffnungen.

Investitionen nach Funktionsbereichen (in %) (Balkendiagramm)

Mit einer Investitionssumme von 134 Mio. EUR bildete das eigene Einzelhandelsnetzwerk einen Schwerpunkt der Investitionstätigkeit (2018: 89 Mio. EUR). Dabei entfielen 77 Mio. EUR auf die Renovierung und Modernisierung bestehender Standorte (2018: 45 Mio. EUR). Im Mittelpunkt stand dabei die kontinuierliche Optimierung des weltweiten Einzelhandelsnetzwerks und die damit verbundene konsequente Modernisierung von BOSS Stores. So präsentiert sich seit vergangenem Oktober auch der weltweit größte BOSS Flagship-Store auf den Pariser Champs-Élysées im neuesten Storekonzept. Zusätzlich wurden 56 Mio. EUR in selektive Neueröffnungen eigener Einzelhandelsgeschäfte investiert (2018: 44 Mio. EUR). Ein deutlich zweistelliger Betrag entfiel dabei auf Investitionen für den Neubau des weltweit größten Outlets von HUGO BOSS am Standort Metzingen, dessen Eröffnung im September 2019 erfolgte.

Die Investitionen in den Verwaltungsbereich beliefen sich im abgelaufenen Geschäftsjahr auf 44 Mio. EUR (2018: 54 Mio. EUR). Darin enthalten sind vor allem Investitionen in die IT-Infrastruktur in Höhe von 34 Mio. EUR (2018: 36 Mio. EUR) sowie Investitionen in die Modernisierung von Verwaltungsgebäuden, auch im Zuge des Projekts „New Ways of Working“. Mitarbeiter

Sonstige Investitionen in die Produktions-, Logistik- und Vertriebsstruktur sowie in Forschung und Entwicklung beliefen sich 2019 auf 15 Mio. EUR (2018: 12 Mio. EUR). Der Anstieg zum Vorjahr ist hauptsächlich auf Investitionen in die Erweiterung der Logistikkapazitäten zurückzuführen, auch im Zusammenhang mit der Ausweitung von Online-Partnerschaften im Konzessionsmodell.

Die kumulierten Abschreibungen auf das Anlagevermögen unter Einbeziehung von aktivierten Eigenleistungen beliefen sich im Geschäftsjahr 2019 auf 1.237 Mio. EUR. Ohne Berücksichtigung des IFRS 16 summierten sich die kumulierten Abschreibungen auf 1.017 Mio. EUR (2018: 963 Mio. EUR). Die bestehenden Verpflichtungen aus begonnenen Investitionsvorhaben beliefen sich zum 31. Dezember 2019 auf 0 Mio. EUR (31. Dezember 2018: 9 Mio. EUR). Konzernanhang, Textziffer 8